Fronleichnam

Im Mittelalter fand die kirchliche Festzeit ihren glanzvollen Abschluss in der Feier des Fronleichnamsfestes. Dieser Glanz ist alljährlich in Attendorn noch zu spüren, wenn die seit Jahrhunderten überlieferte Fronleichnamsprozession über die Wälle der Stadt zieht.

Der Fronleichnamsaltar 2015

Schon 1564 regelte die Schneiderzunft die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession. Zusammen mit den anderen Zünften wurden die Zunftstäbe mit geschmückten Kerzen vor dem Allerheiligsten getragen. Auch Casper von Fürstenberg besuchte nachweislich in den Jahren 1596 bis 1609 die Prozession. Dabei erwähnt er am 1. Juni 1600. dass 4.000 Gläubige die Prozession begleitet hätten. 1601 wurden sogar die Mönche von Ewig und Grafschaft bei der Prozession gesehen.

Altarbild aus Blumen

Ein Eklat ereignete sich im Jahre 1851. Einige Schützen hatten den Juden Sotig Mai unter den Iserköppen versteckt, die das Allerheiligste begleiteten. Wegen dieser „empörenden“ Tat verbot das erzbischöfliche Generalvikariat für die Dauer von 75 Jahren jegliche Teilnahme der Schützen an kirchlichen Veranstaltungen. Aufgrund dieses Verbotes nahm der Schützenvorstand erstmals 1926 wieder geschlossen an der Prozession teil.

weiteres Altarbild

1924 gab es eine entscheidende Neuerung im Prozessionsablauf. Nicht mehr das Kölner-, sondern das Wassertor war nun die erste Station der Prozession. Außerdem erfolgte der Auszug der Prozession durch das neue Westportal des Turmes, und auf dem Marktplatz wurde ein Altar errichtet, um dort den Schlusssegen erteilen zu können.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das kirchliche Brauchtum entscheidend eingeschränkt; insbesondere galt dies gemäß Verfügung des preußischen Ministerpräsidenten vom 7. Dezember 1934 für die althergebrachten Prozessionen. Weiter Verbote führten dazu, dass die Prozession in den Jahren 1941 bis 1943 nur um die Kirche herumziehen durfte, wobei an der Nord- und Südseite ein Altar aufgebaut war.

In der gesamten Nachkriegszeit ist im Ablauf der Prozession nichts wesentliches verändert worden: 1950 wurde die Ankunft der Sakramentsgruppe am jeweilige Altar durch Böllerschüsse angekündigt. Dies hatte es zuletzt 1940 gegeben.

Blumengesteck am Altar

1960 erfuhr die Pozession eine bedeutende Bereicherung durch den Einsatz moderner Technik. Die Musikkapelle der freiwilligen Feuerwehr platzierte sich in der Kirche; ihr Spiel wurde über Funk auf die Promenaden übertragen. Dadurch erreichte man erstmals den gemeinsamen Gesang aller Prozessionsteilnehmer. Seit 1977 ist die Funkübertragung nicht mehr gestattet; eine Rundleitung wird seitdem durch Helfer des Technischen Hilfswerkes über die Wälle gezogen.

Alles Gute!

Als 1974 wegen der Renovierung der Pfarrkirche die Prozession nicht ihren gewohnten Verlauf nehmen konnte, bot kurzerhand die evangelische Gemeinde die Benutzung ihrer Erlöserkirche an. Ohne die ökumenische Bewegung und die gute Zusammenarbeit zwischen den christlichen Kirchen in Attendorn wäre diese Lösung nicht denkbar gewesen.

Ohne den Einsatz ungezählter ehrenamtliche Helfer hätte die Prozession sicherlich auch nicht die Schwelle zum dritten Jahrtausend erreicht.

(Quelle: Attendorn – Portrait zur Jahrtausendwende, Otto Höffer/Ralf Breer)